DM-Tagebuch 01 – Das erste Mal

Ich liebe Fantasy. Ob als Spiel, Roman oder Film. Die klassische westliche Fantasywelt, wie sie von Tolkien geprägt wurde übt eine große Faszination aus. Hier scheint alles möglich. Zur Zeit ist ein weiteres Medium auf dem Vormarsch, das um ehrlich zu sein schon ziemlich alt ist. In den Siebzigern erschien die erste Version von Dungeons&Dragons, einem Pen&Paper Rollenspiel. Für alle, die es nicht kennen. Es ist im Prinzip die klassische Lagerfeuergeschichte mit ein paar Spielregeln. Man setzt sich zusammen. Denkt sich Figuren in einer imaginären Welt aus und spielt ihre Abenteuer nach. Seit einigen Jahren wandert dieses Nerdspiel aus den Kellern in den öffentlichen Fokus dank Sendungen wie Aquisition Incorporated oder Critical Role und nicht zuletzt dank der Netflixsendung Stranger Things. Inzwischen füllen sie Theater und Messehallen, um Leuten dabei zuzusehen, wie sie Würfel rollen und so tun, als könnten sie Feuerbälle werfen und Drachen erschlagen.

Vorbereitungen für die erste Runde

Ich selbst habe schon ein paar Mal gespielt. Mal als Spieler, mal als Spielleiter. Nachdem meine Arbeitskollegen davon Wind bekommen haben war schnell klar, sie wollen es auch einmal ausprobieren. Aus 2 Mitspielern wurden schnell 6. Und mit jedem Spieler stieg meine Sorge. Für neue Spieler ist die erste Runde meist entscheidend und ich wollte, dass alle soviel Spaß wie möglich haben.

Deshalb entschloss ich mich die Regeln so einfach wie möglich zu halten und entwickelte eine Homebrew Variante. Ich wollte auch nicht, dass wir uns zum Einstieg 2 Stunden lang mit einer Charaktererstellung  beschäftigen. So habe ich es den Spielern überlassen, ob sie vor dem Spiel sich eine Figur ausdenken wollen oder sie eine zufällige von mir bekommen. Die Ergebnisse haben nur das nötigste an Zahlen zum spielen, aber für eine Einstiegsrunde sollte es reichen.

Einige Kollegen und Kolleginnen waren sich nicht sicher, wie das Spiel funktionieren soll. Deshalb habe ich aus Papier ein paar Figuren gedruckt und zusammengeklebt. Zusätzlich habe ich die Taverne, in der es losgehen sollte aufgezeichnet. So hat man ein wenig Orientierung, wo sich was befindet.

Das Setting

Es war für mich nicht schwer zu entscheiden, in was für einer Welt das Abenteuer spielen sollte. Immerhin habe ich schon ein paar Geschichten in einer Welt geschrieben, die sich bestens eignet. Aber ich dachte, vielleicht wäre es etwas viel Exposition all die Städte, Magie, Politik und ähnliches zu erklären. Deshalb hatte ich mir überlegt, wir starten mit dem Klassiker, der Taverne. 

Um die Taverne habe ich ein kleines Dorf mit Kirche, Schmiede und Bürgermeister gesponnen. Das übliche. Ein paar Goblins sollten sich in der Gegend rumtreiben und den Bewohner das Leben schwer machen. Dahinter sollte sich noch ein Geheimnis verbergen.

Ich habe ein paar NPCs grob umrissen und fertig. Das sollte für die erste Runde reichen.

Spielstart ins Ungewisse

Und in nicht einmal fünf Minuten konnte ich alle meine Notizen wegwerfen. Die Spieler schafften es Punkt eins auf der Liste bat arbeiten: Die Taverne erreichen. Danach wollten sie direkt die Zeche prellen, blendeten die Bedienung und fingen eine Prügellei an. Von da an eskalierte alles nur noch weiter, sodass sie am Ende von knapp 3 Stunden vor dem gesamten Dorf flüchten mussten.

Zwar haben sie eigentlich nichts von der Geschichte erfahren, die ich mir überlegt hatte, aber dafür hatten sie riesen Spaß.

Zu meiner Überraschung kamen alle schnell in die Idee rein tatsächlich eine Rolle zu spielen. Häufig hört man, dass neuen Spielern das schwer fällt. So ähnlich wie beim Karaoke. Es kann gut sein, das es daran lag, dass sich alle kannten und deshalb die Barriere niedriger war. Jedenfalls war kein Alkohol sondern nur Limo im Spiel.

Abschlussgedanken

Auch, wenn nichts wie geplant lief, lief es besser als gedacht. Allerdings gab es ein zwei Momente, die mich stocken ließen. Unter anderem die Aussagen: „Ich gehe in den Wald und finde einen Schatz.“ sowie „Ich aktiviere meine besondere Fähigkeit und werde zehnmal größer.“ Beide Sätze zwangen mich dazu „Nein, das geht so nicht.“ zu sagen, was eigentlich ein No-Go sein sollte. Zum Glück waren die anderen Spieler derselben Meinung und die Mitspielerin schnell einsichtig. Sie wollte nur testen, womit sie durchkommt. Zum Abschluss bleibt zu sagen, da es allen Spaß gemacht hat gibt es auf alle Fälle eine Fortsetzung.