Jede Geschichte, jedes Buch beginnt mit einer Idee. Sei es eine Szene, eine Figur oder eine ganze Welt. Nie ist von Anfang an alles bekannt. Meist erwächst aus nur einem winzigen Bruchstück an Idee eine ganze Erzählung mit hunderten Tücken und Wendungen.
In meinem Fall erwuchsen die Abenteuer von Mara und Osol aus einem Traum. Damals war Osol noch kein Troll und Jotenheim existierte noch gar nicht. Genauso wenig wie Schweden, Maras Mutter, Henning oder irgend ein anderer Charakter. Aber Mara, Osol und die Geister existierten schon. Und der Tod von Vabiel. Eine tragische Figur. Von Anfang an war er dazu verdammt bei seinem ersten Auftritt zu sterben. Die Geschichte spielte bei der ersten Idee noch in einer Kleinstadt, einem amerikanischen Vorort nicht unähnlich, und die Geister suchten die Bewohner heim. Ich erinnere mich nicht mehr genau wie, aber nur ein paar Leute sollten die Geister wahrnehmen können, während alle anderen in der Stadt gefangen sind. Zu den Sehenden gehörten Mara und Osol, wobei Osol damals noch ihr großer bester Freund war, mit dem sie zusammen kommen sollte. Als Gegenspieler sollte es eine Art Geisterkönig geben.
Mir ging schnell auf, dass es an dem Konzept einige Lücken gab, aber ich mochte die Idee einer so jungen Protagonistin. Also habe ich eifrig überlegt, wie man die Geschichte anders aufziehen könnte und schon bald kamen die Trolle ins Spiel. Ein Urlaub in Schweden mag nicht ganz unschuldig daran gewesen sein. Allerdings hatte meine Protagonistin noch keinen Namen und das blieb auch noch eine Weile so. Normalerweise fällt mir die Namenswahl für Charaktere recht leicht. Alle anderen Figuren haben ihren Namen spontan in dem Moment bekommen, in dem sie ins Geschehen traten. Bei Mara war das anders. Ich glaube der erste Name war Johanna, dann Julia, ich glaube Marie war auch dabei. Als alles nichts half musste ein Namensbuch herhalten. Mara hat vielfältige Bedeutungen. Von Verbittert über Fröhlichkeit zur aufgehenden Sonne und im altgermanischen bedeutet es sogar Nachtgespenst – alles passte ganz wunderbar in ihren Charakter und damit war die Sache entschieden.
Bei einem weiteren Urlaub an der Ostsee entschloss ich mich dann die Geschichte aufzuschreiben. Innerhalb einer Woche standen die ersten 5 Kapitel. Die Figuren waren eingeführt (zumindest die wichtigsten), die Orte standen (Svanesund und Jotenheim) und die Geschichte hatte an Fahrt aufgenommen. Nun hieß es nach dem Urlaub nicht die Lust und den Faden verlieren. Aus diesem Grund versuchte ich so oft wie möglich unterwegs auf dem kleinen Laptop meiner Frau zu schreiben. Das ging ganz gut. Knapp eine neue Seite pro Tag war das Ergebnis. Aber bis zum fertigen Buch sollte es trotzdem noch knapp zwei Jahre dauern.
Stück für Stück, Zeile für Zeile, Seite für Seite stellte ich die Geschichte um Mara und Osol fertig. Immer wieder gab es Pausen, in denen ich wochenlang nichts geschrieben habe. Die Gründe dafür sind vielfältig, meist Arbeit oder ähnliches. Dann gab es Phasen, in denen ich zwei oder drei Seiten am Tag geschrieben habe. Nichts im Vergleich zu meiner Schulzeit, bei der es an die zehn Seiten pro Tag gab.
Ich war erstaunt in welche Richtung sich die Geschichte und die Charaktere entwickelten und Figuren, die ich am Anfang für unwichtig hielt, bekamen mehr Aufmerksamkeit, als gedacht. Nach knapp einem Jahr war dann Version #1 fertig. Also eine so gut wie unbearbeitet Variante. Damit begann der unliebsame Teil. Die Reise ging von Version #2 über #2.5,#3,#4,#5 bis zu #6. Dabei flogen die Zeilen nicht nur an meinen Augen sondern auch an denen von mehreren Testlesern vorbei. Die große Katastrophe kam zwischen #2 und #3. Mein Genie an Ordnung hatte die Speicherkarte mit der aktuellsten Version verlegt. So musste ich auf eine zwei Monate ältere Version zurückgreifen und dort weiterarbeiten. Nach ca. 50 Seiten hatte ich dann die Speicherkarte wiedergefunden und musste mit viel Mühe die Einzelteile wieder zusammenfinden. Daraus wurde dann #2.5. Nachdem ich mich versichert hatte, das nichts fehlte wurde daraus #3.
Als nächster Schritt stand die Veröffentlichung. Ich hatte mich schon relativ früh entschieden die eBook-Version selbst in die Hand zu nehmen, denn inzwischen hatte ich ein wenig Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Für die althergebrachte Printversion wollte ich den Verlagen eine Chance geben. Die blieb bisher ungenutzt, weshalb ich die gedruckte Version nun auch im Eigenverlag auf den Markt brachte.
Glücklicherweise habe ich durch meine Ausbildung im Mediendesign einiges an Sachen Gestaltung und Layout mitbekommen. Und da ich auch ein Interesse an Webprogrammierung habe, sind mir eBooks nicht unbekannt. Damit übernahm ich so gut wie alles bei der Erstellung von „Tag der Nacht“ selbst. Für das Cover habe ich sehr lange geschwankt, in welche Richtung ich gehen möchte. Ein Foto als Hintergrund und eine Zeichnung von Mara und Osol stand lang zur Debatte. Irgendwann kam durch eine Spielerei das Baumemblem zu stande und diesem Moment stand das Cover eigentlich fest. Auch der Farbton stand schnell fest, da grün eine wichtige Farbe im Buch ist. Beim eBook habe ich mich ein wenig ausgetobt und den Text aus Word in das freie Programm Sigil übertragen und dort alle Einstellungen vorgenommen. Das Layout für das Printbuch entstand in InDesign und wurde entsprechend angepasst. So ein Probedruck ist jedem nur zu empfehlen.
Damit ist das Buch endlich fertiggestellt. Mal sehen, was die Zukunft bringt.