In dieser Reihe möchte ich ein paar Methoden erforschen mit denen man den kreativen Output für eigene Projekte, seien es Bücher, Musik oder anderes steigern kann. Einige davon mögen ungewöhnlich und obskur erscheinen, während andere zum Standardreportoire eines Autors gehören. Die heutige Methode gehört zu den ungewöhnlichen. Sie ist weder erprobt noch wird sie in einem der üblichen Ratgeber für erfolgreiches Schreiben auftauchen. Das mag darin liegen, dass diese Methode nicht unbedingt qualitativ hochwertige Inhalte hervorbringt, aber nichts desto trotz kann sie ausgefallene Ideen zu Tage fördern, wenn man sich darauf einlässt.
Die Rede ist vom Drunken Writing oder Dream Writing.
Was ist das Konzept?
Das Konzept ist relativ einfach, lässt sich aber leichter nachvollziehen, wenn man schon einmal den seltsam schnellen Gedankengang eines Traumes kurz vor dem Erwachen erlebt habt. Gleiches gilt für das halb Delirium der Trunkenheit. Die Gedanken rasen kreuz und quer und können sich an nichts richtig festhalten. Ideen, die in diesem Moment logisch erscheinen sind bei späterer Betrachtung reichlich unsinnig oder schlichtweg unmöglich.
Diese Methode erfordert nicht sich tatsächlich zu betrinken oder zu lernen im Schlaf zu schreiben. Stattdessen ist die Idee die schnellen, stellenweise losen Gedankengänge dieser beiden Zustände nachzuempfinden und damit neue Ideen, Verknüpfungen und Konzepte zu entwickeln.
In beiden Geisteszuständen reihen sich Ideen, Konzepte, Wünsche, Ängste und Szenarien aneinander ohne von außen betrachtet Sinn zu ergeben. Das ist in diesem Fall auch gar nicht ihre Aufgabe. Dafür gibt es andere Methoden über die wir ein andernmal sprechen können.
Ziel dieser Methode ist es sich von der natürlichen Struktur von Informationen zu lösen und sie neu zu arrangieren. Dabei muss nicht alles Sinn ergeben oder logisch sein. Es geht darum sich in die Verwirrungen der eigenen Gedanken zu begeben und sich so weit wie möglich ausserhalb des alltäglichen Spektrums zu bewegen. Vielleicht finden sich dabei ein oder zwei Idee, die sich am Ende wieder mit dem Alltag kombinieren lassen.
Wie funktioniert das?
Nagut. Das klingt jetzt alles sehr theoretisch und unpraktikabel, aber was sollst du als Autor eigentlich tun. Ganz einfach. Lasse deinen Gedanken freien Lauf. Notiere sie in deinem Notizheft oder zeichne sie mit einem Recorder auf. Am Ende geht es darum aus deinem natürlichen Gedankenspektrum auszubrechen. Versuche nicht eine Sinnhaftigkeit in jedem Satz oder jeder Wortkombination zu erkennen sondern halte sie erst einmal fest.
Dann schnappe dir diese Sätze, Wörter oder Ideen und kombiniere sie mit einer zufälligen anderen Idee. Eine Möglichkeit ist hierbei Ideen zu nummerieren und dann Kombinationen auszuwürfeln. Die Ergebnisse werden sicherlich kurios und zum Großteil unsinnig sein, aber in jedem Fall regen sie deine Fantasie an und sorgen dafür, dass du dein Buch vielleicht aus einer neuen Perspektive siehst.
Falls du noch nicht genau weisst, wie das ganze funktionieren soll, habe ich hier noch ein kleines Beispiel.
- Schneefall
- Graue Industrie
- Federhut mit purpur Krempe
- Alter Mann mit Wanderstock
- Grüner Tee im Chinarestaurant
- Tauben im Bahnhof
- Junge Frau mit Nasenring
- Schulden
- Traum von eigenem Auto
- Haus am See
- Weltreise
- Entengeschnatter
- Tagesangebot
- Geschenkgutschein
- Krankenhausbett
- Kind mit Buddeleimer
- Alte Achterbahn
- Hornbrille mit gegelten Haaren
- Nebel zum Sonnenaufgang
- Daunenkissen
Jetzt haben wir eine Liste mit wahllosen Begriffen und Ideen, die mir in den Kopf gekommen sind, als ich im Restaurant auf mein Essen gewartet habe. Und jetzt kombinieren wir einige von ihnen ebenso wahllos.
- 16+2: Ein Kind mit einem Buddeleimer sitzt auf einem verlassenen Industriegelände.
- 7+11+14: Eine junge Frau mit Nasenring geht auf Weltreise dank eines zufälligen Geschenkgutscheins.
- 4+9+15: Ein alter Mann mit Wanderstock landet dank seines Traumes vom eigenen Auto im Krankenhausbett.
Super. Das war’s für heute. Ich hoffe du hattest genauso Spaß. Dann bis zum nächsten Mal.