Auf der Leipziger Buchmesse letztes Wochenende wurde ich eingeladen auf einer Bühnenveranstaltung etwas darüber zu erzählen, wie man Bücher schreibt, wenn man nicht seinen Lebensunterhalt damit verdient – so wie die meisten Self-Publisher. Auch, wenn so etwas für mich ungewohnt ist, habe ich versucht die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Nachfolgend habe ich die Fragen noch einmal aufgelistet und aus meinem Gedächtnis beantwortet. Und natürlich etwas verbessert oder notiert, was ich gerne tatsächlich geantwortet hätte. Und sicher möchte ich hier nicht verhehlen, dass mir nicht allein Fragen gestellt wurden. Mit dabei waren Birgit Loistl, gelernte Bankfachwirtin, jetzt Familienmanagerin und Mama hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Jennifer Jäger, selbstständig im Bereich Online-Marketing und Chefredakteurin des Self-Publishers und nebenbei Autorin. Mika Krüger: Fotografin, Autorin und Künstlerin.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben?
Etwas klischeehaft, aber ich habe mir schon immer gerne Geschichten ausgedacht oder Geschichten aus Fernsehsendungen und Büchern manipuliert und nacherzählt. Tatsächlich war mein erstes Buch, in Anführungszeichen, ein neues Abenteuer für Chip und Chap die Ritter des Rechts. Da lag es relativ nah irgendwann komplett eigene Figuren und Geschichten zu erfinden. Der Spaß am Schreiben liegt für mich einfach darin neue Charaktere zu erdenken und zu sehen, wie sie auf andere Personen und ungewöhnliche Situationen reagieren.
Wie lange hat es insgesamt gedauert, bis euer fertiges Buch auf dem Schreibtisch lag?
Nicht mal eine Woche. Naja. Jedenfalls der Druck des ersten Exemplars. Das Schreiben selbst hat natürlich etwas länger gedauert. Ungefähr ein Jahr, um die Geschichte von A nach B zu bringen. Herauszufinden, wohin sich die Charaktere entwickeln und wo die Geschichte enden wird. Dann hat es nochmal etwas mehr als ein Jahr für den Feinschliff gedauert. Korrektur, Überarbeitung und Gestaltung, mit Testlesern diskutieren und am Ende alles zusammenfügen. Ungefähr die Hälfte der Zeit in das Feintuning zu investieren ist meines Erachtens echt nötig, um mit seinem Buch zufrieden sein zu können.
Nach einem langen Arbeitsstag – wie findet ihr da noch die Muße, um ein Buch zu schreiben? – eher der frühe Vogel oder die Nachteule?
Irgendwie alles. Ich habe mir Schreibprogramme auf all meinen Geräten installiert und schreibe überall, zu jeder Zeit. Falls kein digitales Medium zur Hand ist, nehme ich tatsächlich noch Stift und Papier.
Motivationstipp? Benutzt ihr da bestimmte Programme, mit denen ihr eure Ziele überwacht?
Überhaupt nicht. Aber im Ergebnis schreibe ich auch sehr unregelmäßig. Wenn ich mich mehr überwachen würde, würde ich wohl regelmäßiger schreiben und schneller voran kommen. Also nein. Hier kann ich keine Tipps geben. Von Jenni Jäger kam aber der Tipp Apps zu nutzen, die einen darauf Aufmerksam machen, wenn man am Tag noch nichts geschrieben hat.
Prioritäten setzen – oft gar nicht so leicht, gerade wenn man auch eine Familie hat, mit der man Zeit verbringen möchte. Wie bestimmt ihr, was für euch an erster Stelle steht?
Für mich ist Schreiben immer noch ein Hobby und steht deshalb weiter hinten an. Wenn Zeit ist, dann wird geschrieben. Ich glaube es ist wichtig nicht das Schreiben vor alles andere zu stellen sondern zu erkennen, wann das Schreiben wichtiger wäre, als alles andere, was man jetzt tun könnte. Vielleicht am Abend eben kein Fernsehen oder auf der Bahnfahrt keine Youtube videos. Man muss sich ja nicht immer mehrere Stunden freischaufeln. Kleivieh macht auch Schönes.
Setzt ihr euch im Vorfeld klare Schreibziele oder schreibt ihr einfach munter darauf los? Habt ihr einen Veröffentlichungsplan? Gerade auch für das Marketing nach der Buchveröffentlichung?
Ich glaube viele Autoren brauchen einen klaren Plan. Das hat einige Vorteile. Im Bereich Marketing und Planung rund um das Buch bin ich dafür sich Ziele und Meilensteine zu setzen. Sonst schiebt man am Ende alles vor sich her, weil man gerade eben keine Zeit dafür hat. Was das Buch selbst und seine Geschichte angeht, versuche ich so wenig wie möglich zu planen. Denn sonst kann mich ja nichts mehr überraschen. Hier gibt es natürlich auch den Ansatz alles vorher durchzuplanen. Ich glaube für die meisten ist der Mittelweg geeignet, sich zumindest einen groben Plan zu machen, wohin man will.
Habt ihr auch Schreibblockaden und wie überwindet ihr diese?
Schreiben. Nicht unbedingt an dem, was einen blockiert, aber an irgend etwas. Vielleicht einer anderen Szene. Einem Lexikon zum eigenen Buch oder Marketingkonzepten. Oder an Texten, die nichts mit dem eigenen Buch zu tun haben. Gedichten, Kurzbeschreibungen von Objekten oder Personen. Wenn man in den Schreibflow rein kommt, dann löst sich die Blockade von ganz allein. Wenn alles nichts hilft, dann nehme ich ein Buch über das Schreiben. Dann bekomme ich sehr schnell wieder Lust selbst weiter zu schreiben.
Was muss ich als junger/angehender Autor alles beachten?
Du meine Güte. Da gibt es soviel, dass schon hundert mal in Vorträgen und Blogs durchgekaut wurde. Ich glaube man sollte am Anfang nicht soviele Gedanken auf all das drum herum verschwenden. Ohne einen Text bringt das ja eh relativ wenig. Also erstmal soviel Energie wie möglich auf das Schreiben des eigenen Buches verwenden. Und wenn man sich dann dem Ende nähert, dann kann man an die anderen Dinge denken. Bei mir machte das Schreiben des eigentlichen Buches wie gesagt gerade einmal die Hälfte der Zeit aus. Also mehr als genug Zeit um sich damit zu beschäftigen, an was man noch alles denken soll.
Woher weiß ich, ob mein Buch gut ist?
Gegenfrage: Was ist denn gut? Ich weiß, ob das Buch mir selbst gefällt. Nach einem Lektorat und Korrektorat weiß ich, dass es möglichst wenig Fehler hat und als Gesamtkonzept sitzt. Nachdem ich es einigen Testlesern gegeben habe, weiß ich, ob es bei Lesern ankommt oder nicht. Ob es einen Literaturnobelpreis gewinnt weiß ich dann noch nicht. Und selbst wenn es das auf wundersame Weise tut, dann kann es immer noch in den Augen vieler Leser nicht gut sein. Es ist wichtig zu wissen, was die Identität des eigenen Buches sein soll. Und wenn es die erreicht, dann ist es gut.
Den Wunsch Autor im Verlag zu sein haben viele – wie habt ihr das geschafft?
Gar nicht. Ich habe mich dazu entschieden meine Bücher im Self-Publishing zu veröffentlichen. Hauptsächlich weil dann alles in meiner Hand liegt. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Gestaltung. Und als Mediengestalter habe ich daran meine Freude.
Was war sehr besonders schwierig und was war besonders schön beim Schreiben?
Am schwierigsten viel mir die Korrekturphase. Immer und immer wieder dieselben Zeilen lesen, um das Beste herauszuholen. Es kann sehr ermüdend sein, ist aber wichtig,um dem Leser das beste Erlebnis zu liefern. Am schönsten finde ich dagegen das genaue Gegenteil, wenn eine leere Seite vor mir liegt und diese sich langsam füllt. Wenn ich genau so ahnungslos wie meine Protagonisten bin und jedes Wort ein weiterer Schritt in das Abenteuer ist.
Wie geht es bei euch weiter? Würdet ihr gerne hauptberuflich Schriftsteller sein?
Wenn es keine Deadline gibt, sicher. Aber Autor zu sein und nur zu schreiben und zu veröffentlichen wie das Herz begehrt scheint mir äußerst schwierig. Ausserdem ist es schön eine Ablenkung durch den Arbeitsalltag zu haben. Die Abwechslung macht es. Ungefähr so, als hätte man immer Urlaub. Irgendwann weiß man es nicht mehr richtig zu schätzen.
So, dass waren meine Gedanken dazu, wie man Schreiben und Alltag kombinieren kann. Ich hoffe ein paar davon können euch weiterhelfen. Dann bis zum nächsten mal.