Kreativmethoden – Wie ein Plot sich selbst entwickelt

Auf der Suche nach Hilfe, wie man gute Romane und Geschichten schreibt bin ich immer wieder auf ausführliche Artikel gestoßen, die einem im Detail erklären, wie man die Handlung von Anfang bis Ende plant, Stichwort die Plotentwicklung. Ein durchdachter Plot sei das Gerüst für eine gute Geschichte. Es mag durchaus sein, dass die Planung des gesamten Verlaufs der Geschichte hilfreich ist und dafür sorgt das alle einzelnen Szenen ihren Platz haben und die Details bereits geklärt sind. Und durchaus erleichtert es einigen Autoren das Schreiben.

Das Problem für mich ist hierbei aber, dass ich das gar nicht möchte, denn für mich macht es das Schreiben der eigentlichen Szenen eher schwieriger. Ich hege kein Interesse daran bereits zu wissen, was geschehen wird, denn dann gibt es für mich keinen Grund mehr die Geschichte zu schreiben. Ich schreibe, weil ich wissen möchte, wie es weitergeht. Wie sich die Charaktere weiterentwickeln, mit Herausforderungen umgehen und über sich hinauszuwachsen. Meine Methode ein Buch zu schreiben sieht wie folgt aus – Ich kenne meine ersten Szenen und die ersten Figuren, die auftreten. Aus diesem Grund ist mein Ansatz zur Erstellung eines Plots folgender:

Kenne deine Figuren.

Denn ihre Entscheidungen treiben die Geschichte voran. Wenn du weißt, wie deine Protagonisten und Antagonisten in bestimmten Situationen reagieren, dann entwickelt sich die Story scheinbar ganz von selbst. Hierfür musst du aber nicht nur Aussehen und Eigenschaften deiner Figuren kennen, sondern vor allem anderen ihre Motivation. Was ist ihr Ziel, was treibt sie an? Ist das geklärt so ergibt sich als logische Konsequenz, wie deine Helden auf Ereignisse oder andere Charaktere reagieren.

Das bedeutet nicht, das nicht bestimmte Ereignisse der Geschichte voraus geplant werden können. Ganz im Gegenteil. Damit sich der Plot nicht verliert, du dich in Handlungfäden verstrickst oder in eine Sackgasse gerätst, solltest du dir Meilensteine überlegen, welche erreicht werden müssen. Der Weg dorthin wird allerdings von deinen Charakteren entschieden. Wichtig hierbei ist darauf zu achten, dass die Figuren immer in ihrem eigenen Rahmen handeln, den du ihnen festgelegt hast. Entscheidungen oder Handlungen, die du einer Figur aufzwingst, damit ein Meilenstein erreicht wird wirken zumeist unnatürlich und stören das Lesevergnügen.

Die Glaubwürdigkeit deiner Charaktere ist demnach das höchste Gut deiner Geschichte. Mit ihr steht und fällt das Universum, das du erschaffen willst. Also ist aus meiner Sicht eigentlich nicht „Wie baue ich einen Plot?“, sondern eher „Wie erschaffe ich realistische Figuren, die die Geschichte selbst vorantreiben?“ Zu diesem Thema findest du ebenfalls einen Post, der dazu nähere Informationen liefert. Zum Post DEINE FIGUREN MIT DEM CHARAKTERFRAGEBOGEN ERSTELLEN.

Charakterentwicklung ist der Schlüssel

Aber wie erschaffst du denn nun einen Plot ohne ihn vorher zu planen und ohne, dass sich das Buch im Nichts verliert. Hierfür brauchst du zum einen deine ersten Charaktere, dann erste Szenen in denen diese aufeinandertreffen und eine Liste mit welchem Ergebnis sie aus den Szenen wieder herausgehen. Jeder Charakter, der eine Szene betritt sollte diese in der einen oder anderen Form verändert verlassen. Entwickeln sich deine Figuren in einer Szene nicht weiter oder wird die Geschichte nicht voran getrieben ist zu überlegen, ob du diese Szene streichen solltest. Sobald du eine Szene begonnen hast, kannst du sie in einer Art Schneeballsystem entwickeln.

Eine Figur wird mit einer Entscheidung konfrontiert, sei es eine Frage, die Wahl eines Getränks, die Entscheidung ob sie beim Betreten eines Raumes für Aufmerksamkeit sorgt oder nicht – behandle alle Entscheidungen, die deine Figur treffen kann als AB-Entscheidung. Gib ihr zwei Möglichkeiten und schaue dir an, welche Eigenschaften dein Charakter bisher hat. Je nachdem ist die Entscheidung meist offensichtlich. Aus der ersten Frage/Entscheidung entsteht zumeist eine weitere, die sich darauf aufbaut. Hältst du dich an dieses Muster entstehen Szenen praktisch von allein, als würden die Figuren selbst handeln.

Je nachdem, wie komplex deine Geschichte und Figuren ausfallen sollen kannst du dieses AB-Schema erweitern oder verknappen. Diese Art einen Plot zu entwickeln benötigt etwas Übung. Besonders am Anfang wird es dir passieren, dass du einiges an Zeit damit verbringst zu überlegen was der entsprechende Charakter nun tun würde. Das ist häufig ein Zeichen dafür, dass du deine Figuren noch nicht so gut kennst oder sie noch nicht so gut ausgearbeitet sind. Das ist am Anfang auch nicht nötig, denn je mehr Szenen deine Figuren betreten desto detaillierter werden sie. Wichtig ist für dich in irgendeiner Form ihre Entwicklung im Kopf zu behalten. Nichts verwirrt mehr als eine Figur die in alte Muster verfällt, die sie längst überwunden hat.

Was jetzt noch fehlt, ist Übung. Je öfter du diese Technik anwendest, desto versierter wirst du und desto natürlicher wird sich dein Plot entwickeln.